Corona-Effekte im Netz

Die Welt im Krisenmodus. Grauenvolle Bilder von Ärzten und Krankenschwestern, die in Italien oder den USA immer mehr Schwerkranken nicht mehr helfen können. Daneben Phänomene wie ausverkauftes Klopapier, geschlossene Kirchen, verwaiste Innenstädte, Millionen Menschen im Home-Office und Video-Chats mit Prominenten als neue Form der TV-Show. „Corona“ ist allgegenwärtig – und hat natürlich auch deutliche Effekte auf die digitale Mediennutzung.

In einer ersten Sonderanalyse aus der agof Studie daily digital facts haben wir die Reichweiten-Entwicklung der Monate Januar, Februar und März ausgewertet – und dabei den Fokus auf Digitale Medien insgesamt sowie die Themenbereiche „News“, „Wirtschaft“, „Gesundheit“ und „Wissenschaft“ gelegt. Und eines sei schon jetzt verraten: Im Netz herrscht Hochbetrieb – und das trotz der Tatsache, dass Bereiche, die in „normalen“ Zeiten tagtäglich Millionen von Usern ins Internet locken, derzeit ebenfalls stillgelegt sind. Kein Sport, keine Reisen, kein Kino und auch sonst keine Freizeit-Aktivitäten, über die man sich digital informieren könnte. Wir bleiben alle zuhause – und das ist auch gut und richtig so.

Insbesondere Mitte März, als beinah täglich neue und strengere Maßnahmen verkündet wurden, um den exponentiellen Anstieg der Neuinfektionen zu bremsen, gleichzeitig aber noch nicht klar war, wie stark tatsächlich in den Alltag der Menschen eingegriffen werden muss, war das Informationsbedürfnis der Bürger besonders groß.

Reichweiten-Höchstwert am 17. März 2020

Die höchste Reichweite wurde mit 48,40 Millionen Unique Usern am 17. März erreicht – jener Dienstag, an dem sich die Bundeskanzlerin in einer Fernsehansprache an die Bürger wandte und den Ernst der Lage klar machte. Am Morgen hatte das Robert-Koch-Institut den Grad der Gesundheitsgefährdung erstmals als „hoch“ eingestuft und Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner ausführlich zur Lebensmittelversorgung Stellung genommen. Interessant: Als dann am Sonntag (22. März) die neuen Abstandsregeln und Ausgangsbeschränkungen verkündet wurden, war das für „nur“ 42,99 Millionen Bundesbürger ein Grund, sich über digitale Medien mit aktuellen Informationen zu versorgen – ein Wert, der eher dem Niveau eines Sonntags in der Spielpause der Fußball-Bundesliga entspricht, die zu „normalen Zeiten“ für Reichweitenschübe an Wochenenden sorgt.

Gesundheitsangebote verdoppeln User-Zahlen

Die Zahl der User, die im März 2020 gezielt Angebote und Rubriken aus den Themenbereichen Gesundheit und Wissenschaft nutzten, hat sich im Vergleich zum Januar fast verdoppelt und stieg in der Woche, in der Schulschließungen und „Shutdown“ verkündet wurden, nochmals signifikant an.

Überdurchschnittlich nachgefragt waren, neben aktuellen Nachrichten, auch Online-Angebote zu Wirtschafts- und Finanzthemen, deren Zugriffszahlen insbesondere in der zweiten Märzhälfte kontinuierlich anstiegen.

Dass die Reichweite digitaler Medien insgesamt im März nicht höher ausfiel als im Vormonat, wundert insofern nicht, da diverse Bereiche, die üblicherweise stark zur Reichweite beitragen (Sport, Promi-News, Reise-Infos) derzeit mit nur sehr wenigen Neuigkeiten punkten können. Möglicherweise treten auch erste „Ermüdungserscheinungen“ im Zusammenhang mit Corona-News auf. Und Nachrichten, die in keinem Zusammenhang mit dem Virus stehen, sind derzeit ja eher spärlich.

Im Verlauf einer Woche fast so viele User wie im gesamten Jahr 2019

Wie bereits erwähnt, wurden die höchsten Userzahlen in der „Woche der Corona-Entscheidungen“ (12. bis 18.03.2020) gemessen – also in den Tagen, als Bundesregierung und die Ministerpräsidenten beinah täglich neue Maßnahmen gegen das Virus beschlossen und verkündeten. 97,4% der Onliner, also mehr oder weniger alle, besuchten in diesen sieben Tagen Websites und Apps, die die agof in der daily digital facts ausweist. Die Nutzungszahlen von Angeboten wie Google, Facebook, Twitter, Amazon oder Instagram sind in diesem Wert also gar nicht enthalten, da sich die GAFAs von neutralen Institutionen bekanntlich nicht erheben lassen.

Wie hoch dieser Wert ist, belegt ein Quervergleich: Im gesamten Jahr 2019 waren 59,5 Millionen Bundesbürger mindestens einmal im Word Wide Web unterwegs, nutzten also von der agof erhobene Angebote sowie Google, Facebook & Co.. In der „Woche der Corona-Entscheidungen“ waren es in nur sieben Tagen 58,5 Millionen – und das ausschließlich auf digitalen Angeboten, die zum agof Universum zählen und im Rahmen der daily digital facts gemessen wurden.